Das Interesse an wissenschaftlicher Weiterbildung geht ab "einem gewissen Alter" nicht zurück, ganz im Gegenteil: In einem Stadium, in dem auf einige Dekaden Berufserfahrung und ein ereignisreiches Leben zurückgeblickt werden kann, ist endlich Zeit den individuellen Neigungen nachzugehen. Wenn ein Wissensdurst da ist, dann möchte der auch gestillt werden. Mehr >
Wie studiere ich ohne Abitur? Studieren ohne Abi
Du bist von der Realschule direkt in den Beruf gestartet, weil Du Lust auf Praxis hattest. Heute würdest Du aber gern studieren, hast aber kein Abi. Oder Du hast eine Fachhochschulreife, Dein Wunschstudiengang wird aber an der Universität angeboten. Und jetzt? Kein Problem.
Es besteht in allen Bundesländern die Möglichkeit, ein „Studium ohne Abi“ aufzunehmen. Wer den Wunsch nach Weiterqualifizierung hat, sollte genau prüfen, auf welche Weise ein Zugang an die Hochschule möglich ist. Eine wichtige Info vorab: Die Voraussetzungen für ein Studium ohne Abitur sind Sache der Bundesländer und dadurch nicht einheitlich geregelt.
Was für Voraussetzungen gibt es für ein Studium ohne Abitur?
Ein Studium ohne Abitur ist für alle Personen möglich, die eine abgeschlossene Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung – zwischen zwei und fünf Jahren – vorweisen können. Diese Voraussetzungen sind der kleinste gemeinsame Nenner, um ein Studium ohne Abitur aufnehmen zu können; die genaue Ausgestaltung der Aufnahmekriterien variieren jedoch von Bundesland zu Bundesland.
Das heißt, in Baden-Württemberg gelten andere Voraussetzungen als beispielsweise in Brandenburg oder Niedersachsen. Vor allem wann und wie der Weg an die Hochschule eröffnet wird, unterscheidet sich. Die jeweiligen Informationen stellt jede Hochschule in der entsprechenden Rubrik auf ihrer Webseite dar. Bundesweit studieren die meisten beruflich Qualifizierten in Hamburg, gefolgt von Nordrhein-Westfalen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass Du Dich im Vorfeld genau über die jeweiligen Voraussetzungen der unterschiedlichen Bundesländer informierst, damit Du einen Vergleich hast.
Was hat sich in den letzten Jahren beim Studium ohne Abitur geändert?
Ein Studium ohne Abitur ist mit den Jahren immer einfacher geworden. Was bedeutet, dass auch immer mehr Studierende ohne Abitur an den Hochschulen zu finden sind. Seitdem die Kultusministerkonferenz im Jahr 2009 dazu angeregt hat, die Voraussetzungen für einen Hochschulzugang ohne Abitur bundesweit zu vereinheitlichen, haben die Bundesländer nach und nach diesen Vorschlag umgesetzt. Um einem Fachkräftemangel vorzubeugen, sollte der Zugang zur Hochschule gelockert werden. Die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung sollte einfacher werden. Diese Kampagne hatte den Namen Qualifizierungsinitiative Deutschland.
Teil der Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung "Aufstieg durch Bildung" ist beispielsweise das Aufstiegsstipendium.
Was ist das Aufstiegsstipendium?
Das Aufstiegsstipendium unterstützt Fachkräfte mit Berufsausbildung und Praxiserfahrung bei der Aufnahme und Durchführung eines akademischen Hochschulstudiums. Jährlich können rund 1.000 Aufstiegsstipendien vergeben werden. Aktuell gibt es über 4.500 Stipendiatinnen und Stipendiaten an über 300 Hochschulen. Damit ist das Aufstiegsstipendium eines der größten Studienstipendien in Deutschland.
Wie sehen die Regelungen für die Zulassung ohne Abitur aus?
Es einen Unterschied, ob du vielleicht „nur“ mit Fachabitur studierst oder keine Hochschulzugangsberechtigung hast.
Ein Studium ganz ohne Abitur umfasst diese Varianten:
1. Meisterstudium
Ein Meisterstudium bedeutet, dass Studierwilligen ohne Abitur mit einem hohen beruflichen Abschluss (Meister, Techniker und Fachwirte) ein allgemeines Hochschulzugangsrecht erhalten. Sie können ein Fach ihrer Wahl studieren, ohne eine Eignungsprüfung ablegen oder Probezeiten absolvieren zu müssen. Ihr Abschluss ist der allgemeinen Hochschulreife, dem Abitur, gleichgesetzt.
2. Fachgebundener Zugang
Fachgebundenes Studieren ohne Abitur ist die Beschreibung für ein direktes fachgebundenes Zugangsrecht, das Berufstätige mit mindestens zweijähriger Ausbildung und dreijähriger Berufspraxis erhalten. Dies bedeutet allerdings, dass ihr Studienfach grob ihrer bisherigen beruflichen Fachrichtung entsprechen muss.
Studieren mit Fachabitur an einer Universität
Ein Studium mit „Fachabitur“. So kann es klappen >
Welche Hürden gibt es auf dem Weg ins Studium ohne Abitur?
Selbst wenn die formalen Voraussetzungen für ein Studium ohne Abitur erfüllt sind, kann es sein, dass Bewerber*innen noch weitere Aufgaben lösen müssen, bis sie sich als ordentliche Studierende einschreiben können.
Vielerorts wird beispielsweise das Bestehen einer Eignungsprüfung verlangt. Diese Prüfung kann auch Begabtenprüfung, Einstufungsprüfdung, Zugangsprüfung oder Feststellungsprüfung heißen. Die Eignungsprüfung wird von jeder Hochschule individuell vorgenommen. Geprüft werden die Voraussetzungen des Studieninteressierten. Derartige Tests sollen aufzeigen, ob die Bewerber*innen den Anforderungen eines Studiums gewachsen sind.
Auch ein einjähriges Probestudium kann auf Studieninteressierte ohne Abitur zukommen.
Wie und wo kann ich mich am besten über ein Studium ohne Abitur informieren?
Beruflich Qualifizierte, die sich für ein Studium interessieren, sollten am besten die Beratungsangebote der Hochschulen in Anspruch nehmen. Was, wie und wann erfragt jeder Studieninteressierte am leichtesten direkt vor Ort.
Mit welchen Problemen muss ich rechnen?
Daran gewöhnt, über ein eigenes Einkommen zu verfügen, wird ein Vollzeitstudium für ehemalige Vollzeitbeschäftigte eine große Umstellung werden. Wer es nicht schafft, sich eine berufliche Auszeit zu nehmen, ist mit einer Doppelbelastung konfrontiert: Studium und Arbeit zu verbinden, kostet einiges Energie.
Die Erfahrung zeigt aber auch, dass sich beruflich Qualifizierte ganz bewusst für einen vorübergehenden Ausstieg aus dem vollständigen Erwerbsleben entscheiden und deshalb in der Regel sehr viel zügiger und leistungsorientierter studieren – mit entsprechend guten Ergebnissen.
Auch der zweite Bildungsweg ist eine Chance!
Natürlich gibt es auch immer noch die Methode, das Abitur oder Fachabi auf dem sogenannten zweiten Bildungsweg am Abendgymnasium oder ähnlichen Einrichtungen nachholen und dann ganz „klassisch“ für ein Studium bewerben.