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Studienabbruch - was nun?

Die Eltern schlagen die Hände über dem Kopf zusammen und die Betroffenen selbst verbringen schlaflose Nächte, weil das schlechte Gewissen am Nervenkostüm nagt! Ein Studienabbruch ist eine belastende Situation, keine Frage. Dennoch gibt es für Ex-Studenten durchaus "ein Leben danach".

Das Bild von den verkrachten Existenzen stimmt nicht mehr, große Karrieren und Studienabbruch schließen sich nicht aus. Bill Gates, Mick Jagger, Barbara Schöneberger, Gwyneth Paltrow und Günther Jauch sind nur einige berühmte Namen in der Riege der Manager und Medienmenschen, die sich lieber für die Praxis entschieden haben.

Wenn man vor der Entscheidung steht, sollte man vor einer gewissen Problematik allerdings nicht die Augen verschließen.

Was sind die Motive? Woran liegt es, dass es nicht mehr weitergeht?

In Hinblick auf die Zukunft ist es wichtig zu erarbeiten, was die Gründe für den Abbruch des Studiums waren.

  • Lag es an der mangelnden Befähigung oder der Motivation?
  • Waren finanzielle Motive ausschlaggebend?
  • Haben sich die Tätigkeitsprioritäten gewandelt?
  • Hatte der Studienabbrecher persönliche Probleme?
  • Oder fehlten Studienleistungen?

Die Motive können sehr unterschiedlich sein. Wenn die Gründe auf dem Tisch liegen, dann kann ein erneuter, optimierter Versuch - egal in welche Richtung - in Angriff genommen werden.

Der Anteil der Studienabbrecher in einem Jahrgang liegt nach einer Studie des Hochschul-Informations-System bei über 20 Prozent.  Wer sein Studium abbricht, steht also nicht alleine damit da. Wie der Weg der Ehemaligen weiter verläuft, ist leider noch wenig erforscht - es gibt einfach zu viele Möglichkeiten, wie sich die Lebensläufe fortsetzen können, als dass pauschalisiert werden könnte. 

Wie finde ich am besten heraus, was ich als nächstes machen will?

Im Grunde geht es jetzt nun von vorne los. Zum Beispiel:
Studienwahl Bachelor >

Ein neues Studium, eine Ausbildung, ganz aufhören und arbeiten gehen? Es ist hilfreich, wenn vor dem Sprung ins "kalte Wasser" wenigstens schon eine Idee von Plan B vorhanden ist. Sinnvoll ist es viel Zeit mit Recherchieren zu verbringen, wenn sich ein möglicher Studienabbruch ankündigt. Bis man sich seiner Entscheidung sicher ist, kann das Studium erstmal auf Sparflamme weiterlaufen.

Außerdem ist es gut zu überprüfen, ob ein weiteres Durchhalten einen Vorteil versprechen kann. War am Ende doch nicht alles umsonst?:

  • Kann ich mir Scheine noch woanders anrechnen lassen?
  • Kann mein Studium eine Basis für eine neue Richtung sein?
  • Brauche ich am Ende nur eine Auszeit?
      
  • Aufgepasst: Wenn es in eine ganz neue Richtung gehen soll, ist es schlauer, das Studium ganz abzubrechen, als darauf zu bauen nach dem Studium eine neue Richtung einzuschlagen. Master-Studiengänge sind nicht beliebig wählbar und wer ein erstes Studium abgeschlossen hat, ist im nächsten Studiengang Bewerber für ein Zweitstudium. Das schränkt die Auswahl ein.

Wie kann ich die Belastung gut meistern?

Der Druck ist groß, keine Frage: von den Eltern, den Freunden und der Gesellschaft. Scheitern ist etwas, was unakzeptabel und deshalb unbedingt zu vermeiden gilt. Ein Studienabbruch ist in jedem Fall eine Zeit der persönlichen Unsicherheit.

Besonders belastend sind folgende Gedanken:

  • Ich hab so viel Zeit verloren
  • Ich bin schon so alt
  • Ich habe Angst, dass mir das nochmal passiert
  • Ich habe meine Karriere ruiniert

Damit sich die Gedanken nicht endlos im Kreis drehen, ist Ablenkung wichtig.

  • Sport: Körperliche Betätigung durchbricht den Kreislauf von Anspannung und Stress.
  • Freunde: die Besinnung auf die festen Konstanten im Leben gibt Halt. Auf diese Weise bleibt der Boden unter den Füssen erhalten.
  • Hobbys: Auch hier gilt, Altbekanntes stabilisiert in einer unsicheren Lebenssituation.
  • Beratungshilfen: Stützen sind erlaubt! An jeder Hochschule gibt es Psychologische Beratungsstellen der Studentenwerke die mit Rat und Hilfe zur Seite stehen. Beratungshilfen in Anspruch zu nehmen ist keine Schande.

Ein Studienabbruch kann aber auch langfristig positive Auswirkungen auf die eigene Persönlichkeit haben. Wer bin ich, was kann ich und was will ich? Die meisten Studienabbrecher sind nach dieser Erfahrung reflexiver gegenüber den eigenen Bedürfnissen. Sie haben bewiesen, dass sie bereit sind, ein Risiko einzugehen und neuen Situationen offen gegenüber stehen. Nur wer über Entscheidungsstärke verfügt, kann den Kurs korrigieren. Aus dem richtigen Betrachtungswinkel ist ein Studienabbruch kein schwerer Makel, sondern eine Prüfung, die es zu bestehen gilt.

Wie macht sich der Abbruch im Lebenslauf?

Im Vorstellungsgespräch ist alles eine Sache der Definition. Wer überzeugend klar machen kann, dass es sich beim Studienabbruch nicht um eine leichtfertige Entscheidung, sondern um eine wohl bedachte Kurskorrektur gehandelt hat, geht mit guten Voraussetzungen in ein Bewerbungsgespräch. Eine klassische Frage im Jobinterview ist die nach der größten Niederlage. Das hat den Grund, dass den Personaler interessiert, wie der Bewerber Fehlschläge wegstecken kann. Wer schnell wieder aufsteht und nach vorne blickt, verfügt über stabile innere Ressourcen. Es gehört viel Stärke dazu, den eingeschlagenen Weg zu hinterfragen. Wer so argumentiert, unterstreicht sein Persönlichkeitsprofil auf eine positive Art und Weise und muss sich keine Sorgen um seine Wirkung machen.

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