Geodäsie und Navigation: Die Welt erfassen, darstellen und darin navigieren
Geodäsie und Navigation bieten ein vielseitiges Betätigungsfeld für jeden, der als Ingenieur tätig werden will, sei es im Planungs- oder Umweltbereich, in der Geoinformatik oder auch in der Industrie bei der Entwicklung von Navigationsalgorithmen oder in der Qualitätssicherung. Die Vermessung der Erde durch Geodäten, die auch als Vermessungsingenieure bezeichnet werden, bildet Grundlage für raumbezogene Informationssysteme, die heute weltweit im Aufbau sind und deren Anwendungsbereiche sich ständig vergrößern. Daher wirken Geodäten in Firmen und Behörden auch an raumbezogenen Planungsprozessen, Verwaltungsaufgaben und beim Aufbau von Geoinformationssystemen mit.
Geodäsie und Navigation sind Schlüsseltechnologien der Ingenieurwissenschaften. Warum? Weil sie viele Produkte, Projekte und Prozesse erst ermöglichen! Wer weiß, dass die Qualitätssicherung in der industriellen Fertigung im Wesentlichen auf ihren Verfahren beruht? Wie kann es sein, dass ein 50 km langer Tunnel planungsgetreu vorgetrieben werden kann? Wem ist bewusst, mit welcher Präzision eine ICE-Trasse eingerichtet sein muss, damit Geschwindigkeiten von 300 km/h möglich sind? Wie ist es möglich, Kontinentaldriften über Tausende von Kilometern messtechnisch zu erfassen und mathematisch zu modellieren? Welches Know-how steckt in Navigationssystemen? Ohne vermessungstechnische Überwachung könnten Risikobauwerke wie Talsperren und Brücken gar nicht betrieben werden.
Häufig sind Geodäsie und Navigation die "unsichtbare Ingenieurleistung", die dahinter steckt, wenn unsere Bauvorhaben, Produktionsprozesse und Konsumgüter schneller, präziser, zuverlässiger und anwendungsfreundlicher werden. Geodäsie und Navigation sind heute ein modernes, interdisziplinäres Berufsfeld der Informationstechnologie.
Studieninhalte
- CAD, 3D-Visualisierung und Scantechnologien
- Ingenieurgeodäsie und Industrievermessung
- Geoinformationssysteme
- Photogrammetrie und Fernerkundung
- Satellitengeodäsie und Mathematische Geodäsie
- Kataster, Bodenordnung
- Software Engineering und Programmentwicklung
- Vertiefungsmöglichkeiten:
- Geodäsie (Geoinformationssysteme, Ingenieurgeodäsie, Landmanagement)
- Navigation (Ortung und Navigation, Navigationsalgorithmen, Mobile IT)
Tätigkeitsspektrum
Die typischen Aufgaben wie die Qualitätskontrolle eines Bauteils, die Konzeption eines Stadt- Informationssystems und die globale Navigation mit Satelliten geben eine Vorstellung vom Tätigkeitsspektrum, das mit Geodäsie und Navigation verbunden ist. So unterschiedlich diese Aufgabenstellungen sind, ein gemeinsames Merkmal zeichnet sie aus: der Raumbezug. Die Geodäsie arbeitet von der Mikrowelt bis zum Weltraum mit allem, was der Erfassung, Analyse, Darstellung und Interpretation raumbezogener Sachverhalte dient. Hierzu kommen modernste Sensor- und Softwaresysteme sowie vielfältige Kommunikations- und Medientechniken zum Einsatz.
Die Möglichkeiten modern ausgebildeter Absolventen sind derzeit gut bis sehr gut. Eine große Zahl von Ingenieurbüros und Unternehmen, die zum Teil auch international tätig sind, bieten interessante und vielseitige Arbeitsplätze. In vielen Fällen verbindet sich dabei eine praxisnahe Messtätigkeit im Außendienst mit der Projektplanung und Projektanalyse im Büro. Ein besonderer Reiz liegt auch in der meist Disziplin übergreifenden Arbeit mit anderen Branchen wie dem Bauwesen, dem Maschinenbau, der Sensortechnik, der Informatik, der Kartographie, der Geologie und der Archäologie.
Arbeitsmöglichkeiten
Ingenieurbüros für Vermessung/Geomatik/Geoinformatik finden sich in jeder größeren Gemeinde. Sie werden stets von Geodäten geleitet. Die meisten der kleineren Büros widmen sich Aufgaben in der Bau- oder Grundstücksvermessung oder sie haben sich auf besondere Tätigkeitsfelder wie z. B. die Eisenbahnvermessung spezialisiert. Größere Büros können auch nationale und internationale Großprojekte vermessungstechnisch betreuen. Viele von ihnen erstellen und betreuen Geoinformationssysteme für Gemeinden und Kreise ebenso wie für große Industriebetriebe.
Die Vermessungsbehörden nehmen hoheitliche Aufgaben, vor allem die Vermessung und Dokumentation der Grundstücksgrenzen, wahr und sind in die Planungsaufgaben der Gemeinden und Kreise eingebunden. In Baden-Württemberg haben alle Landkreise und viele Städte Ämter für Vermessung, Geoinformation und Landmanagement eingerichtet. In anderen Bundesländern wird häufig auch der Begriff des Katasteramts verwendet.
Jedes Bundesland verfügt darüber hinaus über eine zentrale Vermessungsbehörde, ein Landesvermessungsamt. Dieses aktualisiert laufend die topographischen Karten, unterhält Basisstationen für die Satellitennavigation, baut übergreifende Geoinformationssysteme auf und nimmt viele weitere zentrale Funktionen wahr.
In großen Industrieunternehmen, bei Energieversorgern und Netzbetreibern arbeiten Geodäten im Infrastrukturbereich und Facility Management. Sie führen Vermessungen durch, bauen Dokumentationssysteme auf, pflegen sie und bereiten die Ergebnisse entsprechend den Anforderungen des Unternehmens auf. In Planungs- und Consultingunternehmen arbeiten Ingenieure unterschiedlicher Disziplinen zusammen. Geodäten können hier ihre Kompetenz in der Anwendung von Informationssystemen, bei der Durchführung von Bodenordnungsverfahren und in der Datenaufbereitung einbringen.
Auch in den Unternehmen des Maschinenbaus und in der Automobilindustrie werden Vermessungsingenieure immer häufiger in Qualitätskontrolle, bei Präzisionsvermessungen und statistischen Analysen tätig. Einige spezialisierte Ingenieurbüros bieten auch Dienstleistungen in diesem Bereich an.
Bewerbung um einen Studienplatz
Das Studienangebot der Hochschule Karlsruhe für das Berufsprofil „Geodäsie und Navigation“ gliedert sich in einen grundständigen Studiengang mit dem Abschlussgrad „Bachelor of Science“ und einem darauf aufbauenden (konsekutiven) Masterstudiengang „Geomatics“ mit dem akademischen Grad „Master of Science“.
Studienbeginn: nur Wintersemester
Voraussetzung: Abitur, Fachabitur oder Fachhochschulreife
Bewerbungsschluss: Bewerbungsschluss: 15. Juli
Bachelor of Science, Stand 10/14 (ID 149294)
1. Semester
- Geodätische Grundlagen (6 CP)
- Geovisualisierung Grundlagen (5 CP)
- Informatik (6 CP)
- Mathematik 1 (7 CP)
- Vermessungskunde 1 (7 CP)
2. Semester
- Mathematik 2 (7 CP)
- Mathematisch-naturwissenschaftliche Methoden (6 CP)
- Messtechnik und Bildverarbeitung (7 CP)
- Programmieren und Datenbanken (6 CP)
- Vermessungskunde 2 (4 CP)
3. Semester
- Ausgleichungsrechnung und Statistik (6 CP)
- Geodätische Höhenfestlegung (5 CP)
- Grundlagen Geoinformationssysteme (6 CP)
- Photogrammetrie (5 CP)
- Software-Entwicklung und Graphische Datenverarbeitung (8 CP)
4. Semester
- Grundlagen Ingenieurgeodäsie (8 CP)
- Industrielle Messtechnik (6 CP)
- Mathematische Geodäsie (5 CP)
- Satellitengeodäsie (5 CP)
- Umweltmonitoring (6 CP)
5. Semester
- Praktisches Studiensemester (30 CP)
6. Semester
- Photogrammetrie und Informationssysteme (7 CP)
- Planung und Recht (5 CP)
- Wahlfächer (W)
- Wahlfach GIS-Anwendungen (6 CP, W)
- Wahlfach Ingenieurgeodäsie (6 CP, W)
- Wahlfach Navigationsalgorithmen (6 CP, W)
- Wahlfach Ortung und Navigation (6 CP, W)
7. Semester
- Bachelorthesis (15 CP)
- Fachübergreifende Kompetenzen (4 CP)
- Kataster und Flurneuordnung (5 CP)
- Wahlfach Landmanagement (6 CP, W)
- Wahlfach Mobile IT (6 CP, W)