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Arbeitsmarkt – Was bringt die Zukunft?

Die ideale Berufsausbildung soll Spaß machen, genügend Geld bringen und Zukunft haben. Angesichts schwieriger wirtschaftlicher Zeiten und Visionen zwischen Angst und Hoffnung zur Beschäftigung in Deutschland versuchen Studienanfänger, sich bestmöglich im Vorfeld zu informieren.

An Zahlen und Hochrechnungen zum Fachkräftebedarf mangelt es nicht. Jedes Jahr gibt es neue Auswertungen und Überlegungen. Auch die Bundesagentur für Arbeit veröffentlicht zweimal im Jahr eine Engpassanalyse.

Was sagt die Bundesagentur für Arbeit zum Thema Fachkräftemangel?

Aktuell zeigt die Analyse der Bundesagentur für Arbeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel in Deutschland auf. Es gibt jedoch Engpässe in einzelnen technischen Berufsfeldern sowie in Gesundheits- und Pflegeberufen.

"Bei den technischen Berufen zeigen sich Fachkräfteprobleme sowohl auf Ebene der Experten (Ingenieure) als auch bei den nichtakademischen Fachkräften.

Technische Berufe: Fachkräfteengpässe liegen vor allem in Maschinenbau sowie in Metall und Elektro(technik)berufen vor. Auch der Bereich Ver- und Entsorgung sowie in der Klempnerei, Sanitär, Heizung und Klimatechnik zeigt sich ein Mangel. Betroffen sind auch IT - Berufe sowie technische Berufe im Eisenbahnverkehr.
Gesundheits- und Pflegeberufe: In den Gesundheits- und Pflegeberufen gibt es einen Mangel sowohl bei Humanmedizinern als auch bei examinierten Gesundheits- und Krankenpflegefachkräften, bei examinierten Altenpflegefachkräften und bei Fachkräften sowie Meistern der Orthopädie- und Rehatechnik sowie der Hörgeräteakustik."

Offene Stellen sind nicht gleichbedeutend mit einer Mangelsituation. Sie sind viel mehr Kennzeichen, dass der Arbeitsmarkt funktioniert: Arbeitnehmer wechseln ihre Arbeitsstellen, Mitarbeiter scheiden aufgrund von Renteneintritt aus dem Erwerbsleben aus, durch neue Projekte entsteht ein zusätzlicher Bedarf, etc. Man spricht erst von einem Mangel, wenn die Zahl der offenen Stellen größer ist als die Zahl der Personen, die einen Job suchen.

Worin unterscheidet sich die Engpassanalyse von einer Arbeitsmarktprognose?

Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit lassen sich aus konkreten Zahlen errechnen, schwieriger wird es, wenn es um zukünftige Einschätzung und Prognosen zum Arbeitsmarkt geht.

So wurde vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) vor einigen Jahren gemeldet, dass schon in Kürze 220.000 MINT-Fachleute – also Mathematiker, Naturwissenschaftler, Techniker, vor allem Ingenieure – fehlen würden. Ein Mangel, der aus der Studie der Bundesagentur nicht ersichtlich ist. Die hohen Studienabsolventenzahlen haben die Engpasssituation in den Mangelberufen auf Expertenebene höchstwahrscheinlich entspannt.

Wie werden Prognosen berechnet?

Die Schlagworte hierbei heißen Arbeitskräfteangebot und Arbeitskräftebedarf. Ein grobes Rechenbeispiel würde folgendermaßen aussehen: So weiß man zum Beispiel wie viele Studierende auf Lehramt studieren und wie viele Lehrer in naher Zukunft in Rente gehen werden. In Kombination mit der Bevölkerungsentwicklung (wie viele Kinder werden erwartet) kann unter dem Strich eine Zahl errechnet werden, die für den Bedarf an Lehrern steht. Aber schon mal vorweg: Wenn man genauer hinsieht, verkompliziert sich der Sachverhalt. Die Situation ist in jedem Bundesland anders und in Bezug auf jede Schulform ebenfalls.

Wer rechnet? Und wohin kann ich mich wenden?

Große Forschungsinstitute wie das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, aber auch die Kultusministerien oder Verbände für bestimmte Berufgruppen beschäftigen sich mit dem Arbeitsmarkt und informieren regelmäßig über ihre Einschätzungen zu möglichen Entwicklungen.

Die Kultusministerien in Deutschland: Den Bedarf am Arbeitsmarkt Lehramt errechnen die Kultusministerien der Länder. Da sich für jedes Bundesland andere Zahlen, lohnt es sich für Studienanfänger genau nachzufragen.
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Das IAB wurde 1967 als Forschungsinstitut der Bundesanstalt für Arbeit gegründet. Auf den Seiten des Instituts gibt es zahlreiche Online-Publikationen zu aktuellen Themen rund um Beschäftigung und Arbeitsmarkt.
VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik): Zu den Ingenieurwissenschaften gibt regelmäßig der VDE seine Einschätzung ab. Dieser Informationsservice für den Nachwuchs ist ein zentraler Bestandteil der Verbandsarbeit.

Wo liegen die Probleme bei den Prognosen?

Schwierig wird die Angelegenheit dadurch, dass nicht alle Faktoren, die in die Hochrechnungen einfließen sollten, greifbar sind.

Nur pauschale Einschätzungen Je konkreter die Aussagen werden sollen, desto schwieriger werden Prognosen. Denn Voraussagen werden unschärfer, je diffuser das Berufsbild ist. Wenn ein Studium viel Platz für individuelle Berufswege lässt, wie zum Beispiel in den Geisteswissenschaften, kann nicht pauschal gesprochen werden.
Die Welt verändert sich Außerdem entstehen auf dem Arbeitsmarkt regelmäßig neue Anforderungen und somit auch neue Berufe, aus denen wiederum eigene Berufe entstehen. So hat zum Beispiel das Internet zu einem Boom neuer Aufgabenfelder geführt, den vor zwanzig Jahren niemand vorhersehen konnte. Die Kompetenzen, die zukünftig gefragt sein werden, lassen sich also kaum berechnen. Dass sich viele Studiengänge überlappen, trägt noch seinen Teil zur Problematik bei.
Schweinezyklus Und zu guter letzt sind Arbeitsmarkt-Prognosen auch nur eine Momentaufnahme. In diesem Zusammenhang wird immer wieder der Schweinezyklus angeführt. Der Kaufpreis für Schweinefleisch ist hoch, d. h. der Verkauf ist lukrativ. Dadurch animiert, fangen viele Bauern an, Schweine zu züchten. Wenn diese dann geschlachtet werden können, gibt es einen Überfluss und der Preis für Schweinefleisch sinkt wieder. Da hier dann nichts mehr verdient werden kann, stellen die Bauern wieder auf andere Verdienstquellen um usw. usw.

Wie gehe ich am besten damit um?

Auf Studienanfänger umgemünzt bedeutet das also, dass Hochrechnungen mit Vorsicht zu genießen sind. Im Laufe eines Studiums kann sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt schnell verändern. Prognosen für größere Berufsgruppen zeigen natürlich Tendenzen, von denen man sich inspirieren lassen kann.

Letztlich gilt aber: Nur in einem Fach, das wirklich den eigenen Interessen entspricht und Spaß macht, kann man auch gut sein. Und meistens klappt´s dann auch mit dem Job. Garantien gibt es leider keine.

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