Räumliche Entwicklungsprobleme und die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt
Das Studium der Geographie an der JLU in Gießen behandelt Themen an der Schnittstelle zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften, wobei der ‚Raum’ bzw. der ‚räumliche Blickwinkel’ das verbindende Element bildet. Während des Studiums beschäftigen Sie sich daher sowohl mit naturwissenschaftlichen Inhalten (z.B. Klima, Vegetation, Böden) als auch mit sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen (Bevölkerungs-, Wirtschafts-, Stadtgeographie etc.).
Im Studium lernen Sie zunächst die zwei üblichen Bereiche Physische Geographie und Anthropogeographie kennen. Anthropogeographie beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen geographischen Räumen und deren Funktionalität. Sie kann in Teildisziplinen wie Siedlungs-, Wirtschafts-, Verkehrs-, Bevölkerungs-, Sozial- und politische Geographie betrachtet werden. Die Physische Geographie vermittelt Ihnen das Beschreibungsinventar für die Beschaffenheit geographischer Räume. Neben diesen beiden Bereichen ist – in Verbindung mit der Stadtgeographie als Teil der Anthropogeographie – auch die Raumplanung (regional, kommunal) als eigener Bereich ausgewiesen.
Für die praktische Arbeit als Geographin oder Geograph benötigen Sie eine breite Palette methodischer Kenntnisse und Techniken. Die fachmethodischen Studieninhalte reichen von Kartographie über angewandte Statistik, Techniken der empirischen Sozialforschung, EDV, Geographische Informationssysteme (GIS), Fernerkundung und verschiedene Kartierungsmethoden bis zu Klimamessungen und chemischen bzw. physikalischen Laboranalysen.
Das Bachelor-Studium soll den Studierenden berufsqualifizierende Fähigkeiten vermitteln und gleichzeitig die Basis für eine vertiefte wissenschaftliche Betätigung in Master- und Promotionsstudium legen. Den Kern des 2008 eingeführten „Gießener Modells der Geographie“ bildet die konsequente Integration von Methodenausbildung und der Vermittlung geographischen Fachwissens in sogenannten „Projektmodulen“ (siehe „Studienaufbau“).
Damit wird das Auseinanderfallen von Inhalt und Methoden in gängigen „lehrorientierten“ Studiengängen durch individuelle Kompetenz im Methodenbereich, d.h. durch „lernorientierte“ Strukturen, ersetzt. Dies bedeutet: Theoretische Grundlagen werden auf konkrete praktische Problemstellungen angewendet, die unter Erwerb der dafür erforderlichen Methoden in Teamarbeit gelöst werden. Dies fördert sowohl die Beschäftigungsfähigkeit der Absolvent/innen als auch deren wissenschaftliches Grundverständnis in effektiver Weise.
Das Konzept trägt der Tatsache Rechnung, dass sich viele Geograph/innen am Arbeitsmarkt aufgrund ihrer Methodenkenntnis und ihres raumbezogenen Verständnisses durchsetzen. Gleichwohl beinhaltet das Konzept auch klassische Elemente der Geographie: Große Exkursionen z. B. werden in Form von sog. Auslandsmodulen angeboten.
Studienaufbau und Inhalte
Im Bachelor-Studiengang Geographie werden 138 Credit Points (CP) in der Lehreinheit Geographie, 36 in den Nebenfächern und sechs in "Außerfachlichen Kompetenzmodulen" (AfK-Modulen) erworben. Die Inhalte gliedern sich in eine zweisemestrige Einführungsphase, eine dreisemestrige Kernphase und ein Abschlusssemester.
Der Studienablauf sieht für das erste Studienjahr (die ersten beiden Semester) Grundlagenveranstaltungen (v.a. als Vorlesungen) vor, die eine hinreichend breite Basis für das darauf folgende Projektstudium (ab dem dritten Semester) legen.
Studienverlauf
"Gießener Modell"
Den Kern des „Gießener Modells “ bilden sechs Projektmodule mit jeweils 9 Leistungspunkten, die in den Semestern 3–5 von Studierenden belegt werden müssen.
Jedes Projektmodul ist eine inhaltlich integrierte, auf das individuelle „Sich-aneignen“ von Methodenkenntnis ausgerichtete Lehrveranstaltung und besteht aus:
- einer inhaltlich einführenden Veranstaltung (Modulbaustein 1);
- einem Methodenbaustein (Modulbaustein 2). Der Methodenbaustein, z.B. „Statistik für Geographen“ oder „GIS“ oder „Labormethoden“, vermittelt die Grundlagen der jeweiligen Methode und erläutert diese mit Anwendungsbeispielen aus dem Thema der inhaltlichen Lehrveranstaltung;
- einer Übung (Modulbaustein 3), in der individuelle Aufgaben unter Anwendung der erlernten Methoden und Inhalte selbständig bearbeitet werden;
- einer Hausarbeit und Präsentation.
Die nach diesem Muster angelegten Projektmodule gliedern sich in solche für das 3. und 4. Semester (grundlegend), solche für Fortgeschrittene (4. und 5. Semester) sowie Gelände- und Exkursionsmodule. Projektmodule bieten die Möglichkeit, Kenntnisse aus den Nebenfächern in die individuell zu bearbeitenden Themen, die Präsentation und die Hausarbeit einfließen zu lassen.
Berufsfelder
Typische Arbeitsbereiche von Geographinnen und Geographen finden sich einerseits in den verschiedenen Ebenen des Öffentlichen Dienstes und andererseits in einer großen Bandbreite verschiedener Firmen der Privatwirtschaft (siehe Übersicht). Darüber hinaus gibt es zahlreiche Geographen, die in einem der nachfolgend aufgeführten Gebiete freiberuflich tätig sind. Schließlich gibt es als weiteres großes Tätigkeitsfeld natürlich auch die Lehre in den verschiedenen Schulformen.
Typische Berufsfelder und Aufgabenbereiche bei Tätigkeit im Öffentlichen Dienst:
- Bauleitplanung
- Kreisplanung
- Landesplanung
- Regionalplanung
- Stadtplanung
- Verkehrsplanung
- Logistik
- Immobilienwirtschaft
- Naturschutz
- Umweltforschung/-Umweltschutz
- Umweltverträglichkeitsprüfung
- Raumordnung
- Wirtschaftsförderung
- Entwicklungsforschung
- Standortforschung
- Entwicklungsplanung
- Hochschulen
- Fremdenverkehr
- Informationsbanken etc.
- Bibliotheken und Archive
- Erwachsenenbildung
- Ver- und Entsorgung
- Landschaftsplanung
- Öffentlichkeitsarbeit
In der privaten Wirtschaft bzw. als Selbstständige sind Geographen in Bereichen tätig wie z.B:
- Atlas-/Schulbuchverlage
- Berufsbildung
- Consulting
- Entsorgungswirtschaft
- Einzelhandel/-Standortplanung
- Großunternehmen (alle Branchen)
- Fachverlage
- Fernerkundung
- Fremdenverkehr/Touristik
- Funk und Fernsehen
- Freie Planungsbüros
- Umweltverträglichkeitsprüfung
- (Handels)kammern/Verbände
- Lexikonverlage
- Marktforschung
- Marketing/Logistik
- Mineralölwirtschaft
- Öffentlichkeitsarbeit
- Planungs- und Beratungsunternehmen
- Presse
- Informationsbanken
In Gießen studiert und lebt es sich gut
Die über 400 Jahre alte Universität prägt die Stadt Gießen maßgeblich. Hier gibt es den deutschlandweit größten Anteil Studierender an der Gesamtbevölkerung (ca. 37.000 Studierende auf ca. 85.000 Einwohner). Das ländliche Umfeld zwischen Taunus und Vogelsberg hat mit seinen zahlreichen Bergen, Seen und einem gut ausgebauten Radwegenetz einen hohen Freizeitwert. Wenn Sie zur Abwechslung Großstadtluft schnuppern möchten, dann ist Frankfurt dank Semesterticket problemlos in 40 Minuten zu erreichen. Auch in finanzieller Hinsicht ist das Studium in Gießen attraktiv: Es fallen keine Studiengebühren an, und die Lebenshaltungskosten sind im nationalen Vergleich moderat.