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Studium bei der Bundeswehr: „Trotz intensivem Zeitplan ist die Betreuung sehr individuell!“
Bei der Bundeswehr gibt es viele Studiengänge, die neben der militärischen Praxis für eine konkrete Fachrichtung spezialisieren. Wir haben Nathanael G., zu seinem Studium Bildungswissenschaften an der Bundeswehr Uni in München in 2021 gefragt, welche Informationen er für den Nachwuchs wichtig findet.
Nathanael, Du studierst aktuell Bildungswissenschaften, welche Studiengänge gibt es außerdem an der Bundeswehr Uni?
Neben BWS gibt es natürlich auch weitere Geisteswissenschaften, Staatswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Studiengänge im technischen und informatischen Bereich, Luft- und Raumfahrt und auch Wehrtechnik. Insgesamt also recht vielseitig, wobei darauf geachtet wird, dass jeder Studiengang auch in der späteren Verwendung einen Nutzen haben kann, was bei manchen Studiengängen einleuchtender ist als bei anderen.
Wie sieht das Studium aus?
Anders als im zivilen wird in Trimestern statt Semestern studiert. Ein Trimester dauert 3 Monate, aufgeteilt in 10 Wochen Vorlesungsphase und 2 Wochen Prüfungsphase. Im Sommer sind 3 Monate Vorlesungsfreie Zeit. Durch das Trimester-System ist das Studium in 47 Monaten mit dem Abschluss Master zu beenden, ein Verzicht auf den Master ist aber möglich, genauso wie eine einmalige Rückstufung, die rechtzeitig beantragt werden muss. Studiert wird an einer von 2 bundeswehreigenen Universitäten in Hamburg oder in München. Beide Universitäten sind Campusuniversitäten mit eigenen Unterkünften, die Universität in München gilt darüber hinaus als Kaserne.
Wie verbindest Du Studium und Praxis?
Für die militärische Praxis sind an sich alle Studiengänge geeignet, einige erscheinen nur naheliegender als andere. Die technischen Studiengänge zum Beispiel vermitteln Wissen, welches in Wartung, Planung oder Bau verwendet werden kann, während sich die Geisteswissenschaften dazu anwenden lassen, dass eigene Führungsverhalten vor akademischen Erkenntnissen zu reflektieren.
Wie bewirbt man sich?
Um bei der Bundeswehr studieren zu können, muss man sich als Offizier für mindestens 13 Jahre Dienstzeit bewerben. Hierzu kann man beim örtlichen Karrierecenter einen Termin ausmachen, um sich beraten zu lassen und schon mal grob die Richtung der Bewerbung festzulegen. Wenn die Bewerbung passt, wird man an das Assessmentcenter in Köln eingeladen, wo zum einen die Eignung als Soldat und Führungspersönlichkeit, zum anderen die Eignung zum Studium geprüft wird. Je nach dem, wie man sich schlägt und wie der Bedarf der Truppe ist, bekommt man eine Verwendung zugewiesen und geeignete Studiengänge präsentiert, unter denen man Auswählen kann, wobei vorher geäußerte Wünsche berücksichtigt werden.
Welche Unterlagen bzw. Noten brauche ich für eine Bewerbung?
Für eine Bewerbung braucht man mindestens ein vorläufiges Abiturzeugnis, einen Nachweis über die deutsche Staatsbürgerschaft und einen unterschriebenen tabellarischen Lebenslauf. Ebenso muss ein Bewerbungsbogen und ein Zusatzfragebogen ausgefüllt werden, sowie eine Datenschutzerklärung. Bei den Noten sollte man in jedem Fall besser als 4.0 oder 3.5. sein, um realistische Wünsche äußern zu können. Wenn zum Zeitpunkt der Bewerbung oder Einstellung eine 2 vor dem Komma steht, ist man auf der sicheren Seite, kann aber wie ich mit 3.1 nach kurzem Vorbehalt in Wunschverwendung und -studium übernommen werden. Letztendlich sind vor allem die Eignungsfeststellungen im Assessment ausschlaggebend und die Schulnoten von kleinerer Bedeutung.
Kann ich wechseln, wenn mir das Studium nicht gefällt?
Ein Studienwechsel ist einmalig möglich, wenn er im ersten Jahr beantragt wird. Ab dem 2ten Studienjahr ist ein Wechsel nicht mehr möglich.
Was verdiene ich später einmal?
Nach dem Studium geht man zunächst wieder in die Ausbildung und dann erst in die Verwendung. Der übliche Dienstgrad zum Ende der Dienstzeit (Hauptmann) wird mit A11 oder A12 besoldet, also mit ca. 3.600 oder 3.800 Euro brutto monatlich, wobei Erfahrungsstufen und andere Ansprüche hier nicht berücksichtigt werden. Da man jedoch im Studium bereits Soldat ist, wird man auch während des Studiums befördert und bezahlt. Zu Beginn des Studiums wird man mit A5 (ca. 2.400 Euro), zum Ende mit A9 (ca. 3.000 Euro) besoldet.
Was ist das Besondere an Deinem Studium?
Besonders am Studium bei der Bundeswehr ist nicht nur das Studieren in Trimestern oder die Besoldung während des Studiums, sondern vor allem die Größe der Hörsäle. Mit max. 70 Studierenden sind diese im Vergleich sehr klein, weshalb trotz intensivem Zeitplan eine individuelle Betreuung tatsächlich möglich ist. Insgesamt beträgt das Verhältnis Professoren-Studierende gerade einmal 1:18, verglichen mit 1:65 im bundesweiten Schnitt. Auch alle Einrichtungen wie Bibliothek und Rechenzentrum sind auf dem Gelände der Universitäten konzentriert. Parallel zum Studium findet auch militärisches Leben statt. So wird in München der Mittwoch für militärische Vorhaben wie zum Beispiel Schießen, Dienstsport und Ausbildung genutzt.
Wo siehst Du die Vor- und Nachteile Deines Studiums?
Klare Vorteile sind natürlich die Besoldung und Unterbringung innerhalb der Universität. Gleichzeitig sind beide Universitäten in Städten gelegen, wo man auch durchaus mal was unternehmen kann, da nicht weit ab vom Schuss und mit guter öffentlicher Verkehrsanbindung. In allen Gebäuden der Universitäten ist schnelles Internet verfügbar, auch in den Stuben.
Nachteilig ist der Workload ab dem 2ten Studienjahr, der je nach Studiengang auch große Teile der Vorlesungsfreien Zeit in Anspruch nimmt. Auch sind mögliche „Erholungszeiten“ zwischen Prüfungen und nächstem Trimester sehr kurz, weshalb man durchaus überfordert werden kann.
Für wen ist das Studium geeignet?
Geeignet ist das Studium für jene, die mit dem straffen Zeitplan zurechtkommen, da man das Studium nicht beliebig verlängern oder aufschieben kann. Man braucht im Studium den Willen, diszipliniert zu arbeiten, um keine Bugwelle aufzubauen, die sehr schnell zu viel werden kann. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, zivil an den Bundeswehruniversitäten zu Studieren. Zugelassen werden Kandidat*innen anderer Bundesbehörden und Studierende aus der Wirtschaft, die unmittelbar mit der Bundeswehr zu tun haben. Zum Frauenanteil lässt sich sagen, dass er bei ca. 18 Prozent liegt.
Hast Du immer Deine Uniform an?
Eine Uniformtragepflicht gilt nur für militärische Angelegenheiten. Im Hörsaal, auf der Stube, im Wohnbereich etc. kann und wird in und außer Dienst zivil getragen. Man sollte nur darauf achten, innerhalb der Dienstzeiten, wo Vorgesetzte erscheinen könnten, nicht wie frisch aufgestanden zu wirken.
Nathanel, danke Dir für das Gespräch!
Interview aus 2021 mit Nathanael G., Student der Bildungswissenschaften an der Bundeswehr Universität in Neubiberg bei München
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