Aufbereiten von Kunst- und Kulturgut
Der Studiengang Restaurierung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden reagiert mit seinem wissenschaftlich fundierten und praxisorientierten Lehrangebot auf die heutigen Herausforderungen des Restaurators. Kernfächer des Studiums sind Konservierungswissenschaft und Kunsttechnologie, begleitet von naturwissenschaftlichen und kunstgeschichtlichen Grundlagen.
Der zweite Schwerpunkt des Studiums ist die Praxis der Untersuchung, Konservierung und Restaurierung am originalen Kunstwerk. Externe Praktika, Sommerschulen und internationale Projekte vor Ort unterstützen die interne Atelierausbildung. Intensive Betreuung in kleinen Gruppen und die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit bieten unseren Absolventen optimale Voraussetzungen für den Start in die Tätigkeit an Museen und in der Bau- und Kunstdenkmalpflege.
Der Studiengang kann seit 2010 seine europaweit anerkannte Attraktivität durch ein zukunftsorientiertes Studienprogramm und modern ausgestattete Ateliers und Labore für Forschung und Lehre weiter ausbauen.
Die Neustrukturierung des Lehrprogramms im Zuge des Bologna-Prozesses hat bewährte Elemente der bisherigen Ausbildung konsequent weiterentwickelt.
In drei Fachklassen werden Spezialisierungen auf dem Gebiet der Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung angeboten:
- Wandmalerei und Architekturoberfläche
- Malerei auf mobilen Bildträgern
- Bildwerke und Raumausstattungen
Die Lehrgebiete Kunsttechnologie und Naturwissenschaftliche Grundlagen werden von den Studierenden aller drei Fachklassen gehört. Zusammen mit ergänzenden Nebenfächern deckt das Studienangebot alle beruflichen Anforderungen der Arbeitswelt in Museen und Denkmalpflege ab.
Fachklasse Bildwerke und Raumausstattungen
Die Spezialisierungsrichtung dieser Fachklasse in der Lehre ist die Konservierung und Restaurierung von bemalten hölzernen Bildwerken, Holztafelbildern und Altarwerken. Das Studium in der Fachklasse zeichnet sich durch seine Ausgewogenheit zwischen theoretisch- wissenschaftlicher Lehre und praktischer Ausbildung aus. Die Praxis in den Fachklassenateliers bis zur Diplomarbeit erfolgt von Anfang an am Original. Daraus resultiert die jährliche Zulassung auf fünf Studienplätze. Die Fachklasse kooperiert mit Museen sowie staatlichen und kirchlichen Denkmalpflegeinstitutionen in den neuen Bundesländern und erhält ihre Objekte für die interne wie externe Ausbildung aus öffentlichem Kunstbesitz. Unerlässlich für die spätere Arbeit als freiberuflicher Restaurator ist die Vermittlung der Konservierungsbedingungen von Kunstwerken am ursprünglichen Standort wie z. B. in Kirchen. Dafür konnten wir mit Fördermitteln der Marlis Kressner Stiftung zusätzlich zum Studienprogramm akademische Sommerschulen, wie zuletzt die Wiederaufrichtung und Konservierung des Altars der Kirche in Langenhanshagen im Sommer 2010, veranstalten.
Mit der finanziellen Förderung von Diplomarbeiten wird es zudem möglich, die neunmonatige Diplomarbeit nicht nur in der Hochschule, sondern auch praxisnah in einem Museum oder an einem Standort in der Kirche durchzuführen.
Fachklasse Historische Wandmalerei und Architekturoberfläche
Die Erhaltung baugebundener Kunst bedeutet eine besondere interdisziplinäre Herausforderung. Neben der klassischen Aufgabe der Erhaltung von Wandmalerei hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Erforschung materialfarbiger Oberflächen aller Jahrhunderte zu einem wichtigen Arbeitsschwerpunkt entwickelt.
Die theoretische und praktische Vermittlung mal-, material- und konservierungstechnischer Aspekte der Wandmalerei und Architekturoberfläche nimmt ebenso während des gesamten Studiums einen hohen Stellenwert ein. In der Lehre findet eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen der Materialalterung, mit komplexen Schadensbildern und Schadensmechanismen statt, die in der Entwicklung präventiver, eingriffsarmer Konservierungstechniken und -Materialien, in der Diskussion über die Integration von Fehlstellen, sowie in der Überprüfung des Restaurierungserfolges mündet. Die Anleitung zu Raumbucherstellung, Befundsicherung und zur Fachbauleitung findet einen angemessenen Rahmen. Praxisarbeit findet sowohl vor Ort in enger Zusammenarbeit mit staatlicher und kirchlicher Denkmalpflege wie auch im Atelier, dem Mörtellabor der Fachklasse und in enger Zusammenarbeit mit dem Labor für Archäometrie statt.
Die Beschäftigung mit Materialien und Werktechniken des 20. Jahrhunderts in ihrer Verschränkung mit der Geschichte der Denkmalpflege und der Restaurierungverbindet sich gegenwärtig wie künftig mit der brisanten Fragestellung einer »Restaurierung der Restaurierung. Den Studierenden wird über die nationale wie internationale Vernetzung der Fachklasse schon während des Studiums die Möglichkeit zur Schärfung ihrer fachlichen Kompetenz geboten.
Fachklasse Malerei auf mobilen Bildträgern
Schwerpunkt des Studiums in der Fachklasse ist die Untersuchung, Konservierung und Restaurierung von Staffeleigemälden und Werken der zeitgenössischen Kunst. Durch Fachvorlesungen und Seminare werden Kenntnisse zu historischen und aktuellen Materialien der Kunstproduktion ebenso vermittelt wie zu Techniken und Materialien der Konservierung und Restaurierung.
Der praktische Teil der Lehre kann aufgrund der deutschlandweiten Kooperation mit zahlreichen großen und kleinen Museen, Galerien, Stiftungen, Archiven und der Denkmalpflege im Rahmen interessanter Restaurierungsprojekte stattfinden. Die 2009 neu gestalteten Fachklassenateliers bieten dafür hervorragende Bedingungen. Projektarbeiten vor Ort ergänzen immer wieder die Arbeit in den Hochschulateliers. Die Bandbreite der Fachklassen- und der Diplomprojekte reicht vom barocken Leinwandgemälde bis hin zu moderner Malerei auf unterschiedlichsten Bildträgern und Werken der zeitgenössischen Kunst. Neben dem konkreten Restaurierungsfall dienen Praxisseminare dem Kennenlernen und der Erprobung von aktuellen und historischen Materialien und Techniken der Konservierung und Restaurierung.
Weil die Absolventen im Rahmen des Fachklassenstudiums immer wieder ihre Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten unter Beweis stellen müssen, darüber hinaus aber auch zu praktisch versierten Fachleuten ausgebildeten werden, sind sie auf dem Stellenmarkt sehr geschätzt.
Kunsttechnologie / Strahlenuntersuchungen, Bildgebende Verfahren
Die Kunsttechnologie erforscht die künstlerischen Arbeitstechniken, Arbeitsprozesse und das zum Einsatz gekommene Material. Ziel ist es, Aufschluss über die materielle Zusammensetzung von Kunstwerken zu erlangen, um so ihre ursprüngliche Erscheinung und die Ursachen ihrer Veränderungen, festzustellen. Daraus werden wichtige Informationen für die nterpretation und Einordnung von Kunstwerken gewonnen, die für die sachgerechte Bewahrung, Konservierung und Restaurierung notwendig sind.
Im Rahmen der Einführung in die Geschichte und Methoden des Lehrgebiets Kunsttechnologie werden historische Quellenschriften ausgewertet. Vorlesungen zur Geschichte und Technologie der Malerei auf textilen Bildträgern, der Wandmalerei und Architekturfassung, der polychromen Holzskulptur und des Tafelbildes vermitteln Grundlagen und aktuelle Forschungsergebnisse. In den kunsttechnologischen Lehrateliers des Studienganges werden Objektuntersuchung und praktische maltechnische Studien vorgenommen sowie Einführungen in die Techniken der Holzbearbeitung, der Vergoldung, der Malerei auf textilen und starren Bildträgern, der Wandmalerei und der Handzeichnung angeboten. So kann theoretisches Wissen vertieft und Werkprozess nachvollzogen werden. Die Gemäldekopie als maltechnischen Studie nach einem Original verstanden, dient der Überprüfung eigener Untersuchungen und dem Verständnis künstlerischer Prozesse.
Lehrgebiet Naturwissenschaftliche Grundlagen / Labor für Archäometrie
Die Naturwissenschaften tragen in vielfältiger Weise zur Erforschung und zum Erhalt von Kunst- und Kulturgut bei: Die Analyse von originalen Materialen unterstützt die Bestimmung der Herstellungstechnik eines Werkes. Die Materialanalytik wird auch zur Interpretation des Zustands eines Objektes und seiner Alterung herangezogen.
Die Bewertung von Alterungs- oder Schadensvorgänge erfordert auch die Berücksichtigung von Umweltbedingungen. Deren Erfassung und Interpretation sind für die Entwicklung von präventiven Konservierungsmaßnahmen von Bedeutung. Die Werkstoffkunde dient der Bewertung von Konservierungsmitteln und -techniken (z. B. Kunststoffen).
Im ersten Studienabschnitt werden Grundlagen der Physik und der Chemie vermittelt. Spezielle Themen betreffen die Kunsttechnologie und die Konservierung. Fünf Laborpraktika vertiefen das Wissen in Mikroskopie, Chemie und Mikrobiologie. Im Rahmen der Seminararbeit können Studierende naturwissenschaftliche Fragestellungen im Labor bearbeiten. Im zweiten Studienabschnitt wenden die Studierenden ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse unter Anleitung auf konkrete Projekte an. Sie mikroskopieren und werten Materialanalysen und Werkstoffprüfungen aus dem Labor der Hochschule aus. Zu Spezialthemen werden vertiefende Seminare, Kurse und Praktika angeboten. Auch die Diplomarbeiten werden durch Materialanalysen, werkstoffwissenschaftlichen Untersuchungen und Beratung unterstützt.
Besonderes Studienprogramm
Das Dresdener Studienprogramm setzt auf die Vermittlung von Theorie und Praxis zu gleichen Teilen, um den ständig wachsenden Anforderungen des Restauratorenberufes ein wissenschaftlich fundiertes Fächerspektrum entgegen zu setzen. Neben der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft und der Kunsttechnologie werden fachbezogen natur- und kunstwissenschaftliche Grundlagen gelehrt. Die praktische Lehre der Untersuchung, Konservierung und Restaurierung an originalen Kunstwerken ergänzt und vertieft den Lehrstoff.
Einsatzgebiete
Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs sind deutschlandweit wie international in Museen, der Denkmalpflege und freiberuflich tätig. Seit 2000 besteht an der Hochschule die Möglichkeit der Promotion auf dem Gebiet der Kunsttechnologie und der Konservierungswissenschaften. Dabei bietet sich die Gelegenheit der Mitwirkung in Forschungsprojekten des Studiengangs.
Bewerbung und Mappe
Informationen zum Bewerbungsverfahren, Fristen und den erforderlichen Unterlagen finden Sie hier: